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    "Das Wichtigste beim Gestalten ist das Denken"

    28.11.2002 - HB-PR-Agentur

    denk.werkstatt 2002 bei Resopal als anregendes Event Die Besucher der denk.werkstatt am 8. und 9. November bei Resopal erlebten ein in vielerlei Hinsicht zum Weiterdenken anregendes Event. Zum Auftakt des zweitägigen Workshops in einer kreativ umgestalteten Fabriketage konnten Resopal-Geschäftsführer Donald Schaefer und Prof. Rudolf Schricker (BDIA) als Co-Veranstalter und Moderator wieder über 300 Gäste begrüßen, die der Einladung des Unternehmens nach Groß-Umstadt gefolgt waren. Angekündigt war unter dem Titel „geschmack.sache“ ein breit angelegter Streifzug durch die bunte Welt des Geschmacks: Das Spektrum der Vorträge reichte vom Produkt- und Industriedesign bei WMF über die wahre Kunst der Lebensmittelfotografie bis hin zu mannigfaltigen Problemen der Gestaltung rund um das Thema Küche und Essen. Dass dabei die Geschmackssinne nicht zu kurz kamen, dafür sorgte am ersten Abend der bayerische Fernsehkoch Alfons Schuhbeck. Er zauberte mit Humor und sichtlichem Vergnügen zusammen mit den Gästen in den Vortragspausen ein dreigängiges Menu.

    „Unsere Branche muss lernen zu inszenieren, zu unterhalten“, mit dieser griffigen These fasste Willi Wilhelm, Leiter der Produktentwicklung bei WMF in Geislingen, das Credo seines Vortrags („Geschmacks.Produkte“) zusammen, in denen er die Zuhörer unter anderem in die Welt amerikanischer Shopping-Malls in Las Vegas entführt hatte. Wilhelm machte sichtbar, dass die in einer Matrix strukturierte Suche von der Idee zum marktfähigen Produkt oft Überraschendes zu Tage fördern kann. Neben 2 bis 3 Prozent echten Weinkennern unter den deutschen Verbrauchern mache zum Beispiel die Gruppe der Pseudoweinkenner etwa 25 Prozent aus. Konsequenz für eine Produktentwicklung, die von Las Vegas lernen kann: „Die sind ein Markt“, der umworben werden möchte.

    Am Beispiel seines neuesten Projektes, die Bilder für ein Ayurveda-Kochbuch zu gestalten, erläuterte Michael Holz, ein junger Fotograf aus Hamburg, im zweiten Vortrag des Abends („Geschmacks.Fotos“) seine mehrwöchige Spurensuche vor Ort in Sri Lanka. Nicht nur sei es notwendig gewesen, die Ganzheitlichkeit von Ernährung, Medizin und Körpergefühl zu verstehen, sondern vor allem Essen im Zusammenhang mit dem Menschen zu zeigen. Holz erteilte der leblosen Inszenierung von Food in Hochglanz in diesem Kontext eine überzeugende Absage. Den menschenfreundlichen Charme seiner Lebensmittel-Fotografie zeigte auch die örtliche Dekoration an den Theken, Wänden und als Raumteiler, bei der die Gastgeber einige seiner Fotografien als Motivdruck in dünne Schichtstoffplatten verpresst hatten.

    Dirk Obliers, Corporate-Designer aus Selb, plädierte in seinem „philosophischen“ Vortrag über „Geschmacks.Design“ für die These, dass zwischen Gestaltung und Geschmack im Grundsatz kein Widerspruch sei. Intelligentes Design erschöpfe sich nicht in angemessener Funktion und Gebrauchsfähigkeit – diese Eigenschaft werde ohnehin erwartet – sondern schaffe eine emotionale Bindung zu den Produkten. Daher müsse Design eine Bedeutung für den Menschen haben. Das Gespür für eine persönliche Designsprache zu entwickeln, fließende Übergänge vom Produkt- zum Corporate-Design zu schaffen, sei sozusagen eine permanente Herausforderung an die Kreativität der Industrie.

    Harald Hofmann, Professor an der TU Darmstadt und Leiter der Abteilung Lichttechnik der Firma ERCO, führte das Auditorium in seinem Vortrag über „Geschmacks.Licht“ zunächst in die Kulturgeschichte des Lichts ein. Diese war bis zur Einführung der Glühlampe am Ende des 19. Jahrhunderts vom Kerzenlicht geprägt. Souverän spannte der Referent den Bogen zum Generalthema des Workshops, indem er praktische Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Licht beim Speisen und bei der Beleuchtung von Restaurants und Gaststätten ableitete: So könne die Wirkung des Kerzenlichts verstärkt werden, wenn man Beleuchtungsakzente mit Halogenglühlampen auf die Kerzen richtet. Überlegen sei die Glühlampe immer dann, wenn es darum geht, Speisen natürlich und appetitlich aussehen zu lassen. Bei der Verwendung von Farblicht sei dagegen höchste Vorsicht geboten.

    Den Reigen der Vorträge am zweiten Tag der denk.werkstatt eröffnete Professor Rudolf Schricker mit einer Präsentation ausgewählter Projekte aus seiner langjährigen Tätigkeit als Innenarchitekt („Gastro.Geschmack“). Die auf den jeweiligen Ort zugeschnittenen Gestaltungskonzepte erläuterte Schricker unter anderem am Beispiel einer behindertengerechten Mensa in einer Reha-Klinik, einer Autobahnraststätte, einer Werkskantine und einer Milchbar. Sein Plädoyer: Architektur kann die Kommunikation fördern, Sinne erweitern und Menschen euphorisch stimmen. Als jüngsten Beleg stellte Schricker das neue Konferenz-Zentrum von WMF in Geislingen vor. Ein phantasievoller Grundriss, mobile Trennwände, Flächen aus Edelstahl und intelligente Beleuchtungssysteme ergänzen sich zu einer perfekten Umsetzung von Corporate Design, das in stimulierender Weise nach innen und nach außen wirken kann.

    Ingrid Wenz-Gahler, Innenarchitektin und Publizistin aus Frankfurt, forderte in ihrem virtuellen Streifzug durch die internationale Welt der Cafés, Restaurants und Bars („Geschmacks.Tour“) einen ehrlichen Umgang der Architektur mit der Erwartungshaltung des Publikums. Ihr Anliegen: Die Menschen wollten nichts vorgemacht bekommen. Die Ehrlichkeit der Umsetzung sei daher ein entscheidender Faktor für überzeugendes Gastro-Design. Das gelungene Zusammenspiel von Formen und ihren Bedeutungen, von Material, Farbe, Licht, Düften und Geräuschen erzeuge ein Ambiente, das Emotionen wecke und damit Räume anbiete, die mit den Sinnen wahrgenommen werden können. Für den „Geschmack“ zu bauen, so Wenz-Gahler, heißt für die Sinne zu bauen, ein Stück Lebensgefühl zu vermitteln, das Platz zur Regeneration und für die Kommunikation eröffnet.

    Einen daran anknüpfenden Schlusspunkt setzte Hans Joachim Krietsch, Industriedesigner und Architekt aus München, mit provozierenden Thesen über die Misere des Küchendesigns. Krietsch adressierte seine branchenkritischen, zugleich mit Humor vorgetragenen Ausführungen an den im Publikum vertretenen Nachwuchs. Ihm wünschte der Referent die geistige Freiheit und den Mut, sich im beruflichen Alltag als Vor-Denker zu begreifen. Schließlich gelte der Grundsatz: „Das Wichtigste beim Gestalten ist das Denken.“ Die schiere Notwendigkeit einer solchen Berufsauffassung illustrierte Krietsch am Beispiel des Küchendesigns, dessen Präsentation er im Grundsatz als eine illusionäre, von der Struktur der Nachfrage entkoppelte Scheinwelt geißelte. Schließlich verkaufe die Branche dem Konsumenten überwiegend „Illusionen“: Die Realität in zwei Drittel aller deutschen Haushalte sei nun einmal die 7 qm – Küche, während in Hochglanzprospekten bevorzugt eine Küchenwelt angepriesen werde, die so viel Platz einnehme wie eine durchschnittliche Wohnung an Größe biete. Marktkonformes Küchendesign müsste sich angesichts dieser Fakten vielmehr ernsthaft der Frage zuwenden, wie eine Küchenzeile zu optimieren sei. Das Publikum quittierte die Denkanstösse mit anhaltendem Beifall.

    In seinem Schlusswort appellierte Donald Schaefer an die Fortsetzung des Dialogs zwischen Industrie und Architekten, Handwerkern und Gestaltern, Nachwuchs und Etablierten. Der letzte Beitrag habe noch einmal in aller Deutlichkeit gezeigt, wie unentbehrlich der Austausch und Wissenstransfer sei. Schaefer warb ferner für Verständnis, dass Unternehmen auch Fehler machten. Nur dadurch sei es möglich, unverkrampft frisches Denken zu wagen. Allein aus diesem Grund freue er sich mit allen Mitarbeitern schon jetzt auf die kommende „denk.werkstatt“ bei Resopal im November 2003. Für den nächsten Workshop stellte Professor Rudolf Schricker ein erneut ambitioniertes Veranstaltungsprogramm in gewohnter Qualität in Aussicht.
    Autor:
    Resopal GmbH
    Straße:
    Hans-Böckler-Str. 4
    Ort:
    D-64823 Groß-Umstadt
    E-Mail:
    werbung@resopal.de
    Internet:
    http://www.resopal.de
    In dünne Schichtstoffplatten verpresste Motivdrucke rund um das Thema Essen und Trinken sorgten auf der „denk.werkstatt“ am 8. und 9. November 2002 bei Resopal für dekoratives Ambiente. Foto: Resopal
    Resopal konnte zur „denk.werkstatt“ am ersten November-Wochenende wieder über 300 Gäste begrüßen, die der Einladung des Unternehmens nach Groß-Umstadt gefolgt waren. Foto: Resopal
    Auch die Geschmackssinne kamen dank Alfons Schuhbeck am Eröffnungsabend nicht zu kurz: Der bayerische Fernsehkoch zauberte mit Humor und sichtlichem Vergnügen zusammen mit den Gästen in den Vortragspausen ein dreigängiges Menu. Foto: Resopal

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